Expressionismus   (1910 - 1925)


 
 
  • Allgemeines

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  • Historischer Hintergrund

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  • Literarische Formen

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  • Vertreter

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    Allgemeines 

    Der Begriff  "Expressionismus"  wurde zuerst für die bildende Kunst verwendet.
    Er kennzeichnete eine Richtung, die sich vom Realismus und Impressionismus abgrenzte, 
    die statt „Eindruckskunst“ eine „Ausdruckskunst“ sein wollte.

    In der Literatur dagegen verstand man darunter, dass man sich von der naturalistischen Nachahmung und von der äußeren Bilderwelt löste:
    Der Künstler sollte selbst eine andere Welt entwerfen, die nicht mit der Welt der Väter übereinstimmend war; deshalb wollte man auch eine neue Sprache entwickeln, die sich nicht mehr an überlieferte Konventionen (Übereinkunft, Abkommen, Vertrag)  hielt. 

    Zu Beginn richtete sich die expressionistische Bewegung noch gegen die großbürgerliche Gesellschaftsordnung des Kaiserreichs. Doch die expressionistische Bewegung wandelte sich, verursacht durch die Materialschlachten im Ersten Weltkrieg, zu einer radikal-pazifistischen Alternative. 
    In den schwärmerischen Aufrufen vieler Expressionisten zu moralischer Erneuerung, zu Mitmenschlichkeit, dokumentiert sich für die Nachwelt der verzweifelte Versuch, die Anonymität der modernen Massengesellschaft zu durchbrechen.
    Typisch für die expressionistische Dramatik ist das Verkündigungsdrama. 
    Sein Ziel ist der „neue Mensch“, die Veränderung der Gesellschaft. 
    Auch wenn sich die Ereignisse nicht geändert haben, setzten sich die Expressionisten mit ihren Appellen zum solidarischen Handeln ein klares Zeichen.
    Innerhalb der expressionistischen Literatur sind drei, zum Teil sich überlagernde Srömungen zu nennen:

    1. die „messianische“, die eine Erneuerung aus dem Geist christlicher Humanität forderte;

    2. die „revolutionäre“ oder die „aktionistische“, die eine sozialistische Gesllschaftsordnung anstebte;

    3. die „diagnostizierende“, die sich auf die genaue, desillusionierende 
        Beschreibung des gesellschaftlichen Befundes beschränkte
        (im Bewusstsein,  zwar die Ursachen benennen, aber nicht beheben zu können.)
     

Historischer Hintergrund

Während des Expressionismus war der erste Weltkrieg (1914- 1918).
Ebenso ist der historische Hintergrund des Expressionismus der Imperialismus, welcher durch die Bestrebung einer Großmacht, ihren politischen und militärischen Einflussbereich ständig auszudehnen, gekennzeichnet war.
In der Weimar Republick stellte sich die Mehrheit der Sozialisten, die SPD, auf den Boden der parlamentarischen Demokratie und setzte Wahlen für eine verfassungsgegebene Nationalversammlung in Weimar durch. 
Durch die Friedensverträge von Versailles,  St. Germain und Trianon erhielten die Letten, Esten, Litauer, Polen, Tschechen und Südslawen (Jugoslawen) nicht nur ihre endgültige territoriale Gestalt, sondern auch die völkerrechtliche Legitimierung.
 

Literarische Formen

Am meiste Aufmerksamkeit errangen damals die Gedichte, in denen die Kritiker einen Widerhall der Poesie 
erblicken (Walt Whitmans und Emile Verhaerens ; Dichter, die einige Expressionisten als ihre Vorläufer ansahen).
Einer der wichtigsten Expressionisten war FRANZ WERFEL. Er war der Meinung, dass viel unmittelbare, ja naive Hingabe in der Dichtung der Kindheitserinnerung, in der Entdeckung der intimen Werte alltäglicher scheinbar unbedeutender Erlebnisse liegt.
Auch ERNST STADLER (1883- 1914) brachte ohne Werfels intime Haltung die Faszination durch die Dynamik des modernen Lebens zum Ausdruck.

Die Kritik der expressionistischen Dichtung kann man nicht die Tatsache übergehen, dass Irrationalismus (Vorrang des Gefühlsmäßigen vor der Verstandeserkenntnis) und Mythomanie (krankhafte Lügensucht) ungeachtet der subjektiven Überzeugung der Dichter, bedenkliche Symptome des Zerfalls von Traditionen im bürgerlichen Weltbild zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren; die Kehrseite eben jener herrschenden Ideologien, gegen die die Expressionisten sonst aufrichtig Stellung bezogen. Die Expessionisten bevorzugten kleinere Erzählformen, z.B. Essays.
 

Vertreter

Gottfried Benn (1886-1956)

1912 veröffentlichte der Berliner Arzt Gottfried Benn neun Gedichte, die begeisterte Zustimmung bei der Avantgarde und entrüstete Ablehnung in der bürgerlichen Literaturkritik hervorriefen. Benns Prosa tendiert stets zu Lyrik. Zwei seiner Werke waren unter anderem Roman des Phänotyp und Der Ptolemäer (beide 1949).

Georg Heym (1887-1912) 

Georg Heym:  Die Dämonen der Städte und Der Gott der Stadt gelten als seine besten Gedichte, jedoch wechselt er in anderen Texten zu visionären, apokalyptischen Bildern. Heym ist im Alter von 24 Jahren beim Eislauf auf der Haval ertrunken.
 

Franz Kafka (1883-1924)

Die Erzählung DerUrteil (1913) von Franz Kafka beginnt wie eine Sonntagsidylle, doch sie endet mit dem Urteil des Vaters über den Sohn: „Ich verurteile dich jetzt zum Tode des Ertrinkens!“ 
Zu Lebzeiten Kafkas erschienen 1919 nur seine Erzählungen: In der Strafkolonie und Ein Landarzt.
 

Alfred Döblin (1878-1957)

Anders als viele Zeitgenossen sah Alfred Döblin die Widersprüche der Zeit nicht nur als Symptome des Verfalls, sondern auch als Potential der Kreativität. Döblin bediente sich sogar alter Formen, freilich mit modernen Ausdrucksmitteln duchsetzt oder umgeformt; dies zeigt gerade auch sein berühmtester und seinerzeit als revolutionär empfundener Roman 
Berlin Alexanderplatz“ (1929).

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