Hartmann von Aue
 

1.  Name, Stand, Herkunft, Bildung
 

"Ein ritter so geleret was 
daz er an den buochon las 
swaz er daran geschriben vant: 
der was Ilartman genant, 
dienstman was er zOuwe."

                          ("Der arme Heinrich", Vers 1-5)

Da Hartmann von Aue nirgendwo urkundlich bezeugt ist, müssen seine Werke und die Zeugnisse seiner Zeit-
genossen Aufschluß über sein Leben geben. 
Im "Armen Heinrich" (s.o.,ed. Paul - Wolff),    in der Einleitung zum "Iwein" (Vers 2l ff., ed. Paul - Wolff), 
im "Gregorius" (Vers 173, ed. E. Schwarz) und in der Klage (Vers 29) nennt er seinen Namen : 
"Hartman zOuwe".
Im "Erec" ("tumber kneht", Vers 7480, ed. Paul - Wolff) und in der Klage ("jungeline", Vers 7) weist er auf seine Jugend hin.
Weiterhin erfahren wir, dass Hartmann "ritter" war; 
seine Stellung ließ ihn zu einer privilegierten Schicht der höfischen Gesellschaft gehören. 
Zudem war er "dienstman", also Ministeriale, Angehöri- ger jener "Gruppe von Angestellten des alten Adels, die -ursprünglich unfrei-  sich seit dem 12. Jahrhundert dem Adel nähert und allmählich dessen unterste Schicht bildet".1

Hartmann hebt  -nicht gerade unbescheiden, zumindest für die damalige Zeit-   seinen Bildungsgrad hervor. Er sagt von sich selbst:  "Ein ritter so geleret was..." . 
Diese Bildung kann er sich nur in einer Klosterschule erworben haben. 
Man vermutet daher, dass er die Schilderung des Unterrichtsganges im "Gregorius" (Vers 1155 - 1197) mit den verschiedenen Zweigen der Grammatik, Rhetorik, der Kirchenlehre und Rechtswissenschaft aus eigener Erfahrung geschöpft hat. 
In seinen Werken beweist er Kenntnisse in der klassischen Literatur (Ovid, Virgil, Lucanus; sechsmal im "Erec", einmal im "Iwein") , der Bibel und sonstiger geistlicher Literatur. 
Neben Latein war ihm auch die französische Sprache geläufig.2

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1. Vgl.  P. Wapnewski, Hartmann von Aue. Stuttgart 1972.  S. 4 !

2. Siehe auch: Ehrismann, Gesch.d.dt.Lit. bis zum Ausgang des Mittelalters,   2. Teil, 2.Abschnitt, S.143 !