und die weichen, psychologisch feinen Lieder  Reinmars des Älteren dar. Wolfram von Eschenbach und Walther von der Vogelweide überschreiten teilweise schon die Bereiche des Minnesangs (Wolframs "Preis der ehelichen Liebe",  Walthers Lieder von der "niederen Minne") .
Nach Walther von der Vogelweide setzt der Verfall des Minnesangs ein. Er verblasst und verbürgerlicht  und wird verdrängt durch ganz persönliche Erlebnisdichtung (Oswald von Wolkenstein). Lediglich in den Liedern des Tiroler Liederdichters Rubin wird noch einmal rückgewandte Traditionsgebundenheit erkennbar. Rubin nimmt in seinen Kreuzzugsliedern, die vermutlich dem Kreuzzug von 1228/29 gelten, noch einmal die Themen Gottesdienst und Minnedienst auf; formal lehnt er zum Teil eng an die Lieder Walthers von der Vogelweide an.1

2.    Die Formen des deutschen Minnesangs
Der Minnesang kommt als Lied oder als Leich vor. Der Leich (von got. "laiks" =Tanzlied) gliedert sich in der Regel nicht in gleichmäßig gebaute Strophen, sondern, ist ein meist längeres, in einem Zug durchkomponiertes Lied. Seinem Inhalt nach kann, der Leich sehr verschieden sein.  Er ist dem Lobe der Geliebten gewidmet (Ulrich von Liechtenstein, Rudolf von Rotenburg), handelt vom Wesen des Gottes Amor (Der wilde Alexander), schildert ein Liebesabenteuer mit einer ländlichen Schonen (Tannhäuser) oder wirbt als Kreuzleich für die "vart" (Heinrich von Rugge).
Die Form des Liedes ist ursprünglich einstrophig, später meist mehrstrophig. Daher bezeichnet das "liet!l eine Einzelstrophe,  erst die Mehrzahl, "diu liet“ meint eine Reihe gleichgebauter Strophen, was unserem heutigen Lied entspricht.
Die einzelnen Strophen gliedern sich in der Regel in drei Teile. Zwei gleichgebaute Versgruppen, die Stollen, bilden den Aufgesang. Der darauffolgende Abgesang ist andersartig gebaut und zumeist umfangreicher als die einzelnen Stollen des Aufgesangs.

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1. Vgl. F.W. Wentzlaff - Eggebert, a.a.O., S. 296 ff.