Die Strophenform findet ihre Entsprechung- in der Behandlung der Melodie.  Eine melodische Periode wird wiederholt, es folgt darauf eine Abwandlung der Melodie, die dann wieder zur Ausgangsform zurückkehrt. Diese Behandlung der Melodie ist aus der Musik von der einfachen Kanzone bis hin zu den kunstvollen Sätzen der Sonaten und Symphonien bekannt. Die Rückkehr zum Thema der Stollen lässt sich in vielen Strophen des deutschen Minnesangs nachweisen, zum Teil auch in den wenigen erhaltenen Melodien.

Aber oft hat der Abgesang auch eine freiere Entwicklung, ja, es erscheinen sogar Strophen ohne erkennbare Stollen.
Die ältesten Dichter des deutschen Minnesangs zeigen die Eigentümlichkeit, die Reime durch alle drei Strophenteile hindurchlaufen zu lassen. Später treten gewöhnlich im Abgesang neue Keime ein. Hier zeigt sich, dass die Wiederholung nicht ursprünglich deutsche Art ist. Sie beginnt erst mit der Nachahmung der romanischen Formen, Die Verskunst entwickelt sich von einfachen Vierhebern zu sehr kunstvollen Versen (Zehnsilber u.a.) . Zunächst aber haftet die rhythmische Bewegung, der deutschen Überlieferung folgend, noch an den Hebungssilben. Die Füllung des Taktes ist frei, von einer bis zu drei Silben, ebenso der Versanfang (der Auftakt ).