1. Impressionismus
a) Allgemeines Der Impressionismus ist eine Stilrichtung der Literatur von etwa 1890
- 1910.
b) Merkmale Der Impressionismus ist ein Leben in einer Scheinwelt, eine Flucht vor
der Realität, ein Leben in Ästhetik.
c) Forderungen l. den Naturalismus überwinden,
d) Gefahren 1. Verzichtet wird darauf, die Wirklichkeit als eine komplexe Einheit
darzustellen.
e) Folgen Der Impressionismus verlor im Endeffekt an Bedeutung, weil seine Schranken
bzw. Macken erkannt wurden.
a) Allgemeines Der Symbolismus ist eine vom Ende des l9. Jh. von Frankreich ausgehende
literarische Bewegung.
b) Merkmale Der Symbolismus schließt die Vorstellung objektiver Gegenstände,
persönlicher Empfindungen oder äußere Stimmungseindrücke
aus.
c) Sprache Der Symbolismus besteht im großen und ganzen aus Metaphern und
Bildern.
Textbeispiel:
Rainer Maria Rilke
So wie das letzte Grün in Farbentiegeln
Sie spiegeln es verweint und ungenau,
Verwaschenes wie an einer Kinderschürze,
Doch plötzlich scheint das Blau sich zu verneuen
Rainer Maria Rilke, September 1903
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
Rainer Maria Rilke Das Karussell
Mit einem Dach und seinem Schatten dreht
Sogar ein Hirsch ist da, ganz wie im Wald,
Und auf dem Löwen reitet weiß ein Junge
Und dann und wann ein weißer Elefant. Und auf den Pferden kommen sie vorüber,
Und dann und wann ein weißer Elefant. Und das geht hin und eilt sich, daß es endet,
Das Karussell: Interpretation des Gedichts von Udo Klinger Rainer Maria Rilke (* 4.12.1875 in Prag, † 29.12.1926 bei
Montreux) gilt als der einflussreichste deutsche Dichter des
frühen 20. Jahrhunderts. Das vorliegende Gedicht „Das
Karussell“ gehört wie auch „Der
Panther“ und
Dargestellt wird ein Kinderkarussell aus der distanzierten Sichtweise des Erwachsenen, der durch genaues, aber auch nachdenkliches Beobachten dessen Wesen wahrnimmt und zugleich enthüllt. Aus einiger Entfernung ist es dem Betrachter ermöglicht, das Karussell als ein Ganzes „mit seinem Dach und seinem Schatten“ (Vers 1), sowie den gesamten „Bestand“ (Vers 2) an Tieren zu erfassen. Dennoch erlaubt es die Perspektive des Betrachters, auch zahlreiche Einzelheiten aus diesem „Bestand“ herauszulösen. Bezeichnend für diese Bestandsaufnahme ist der Bild an Bild reihende Erzählstil, erkennbar an der neunmaligen Wiederholung der Konjunktion „und“ (Vers 7, 11, 12, 15, 16, 20, 21, 22 und 25), wodurch alle beobachteten Details zum Ganzen zusammengefügt werden. Im einzelnen werden genannt: „der Bestand von bunten Pferden“ (Vers 2/3), „ein böser roter Löwe“ (Vers 7) , „ein Hirsch /.../ ganz wie im Wald“ (Vers 9) und gleich dreimal ein „weißer Elefant“ (Vers 8, 15 und 20). Die Farbgebung der Tiere verdeutlicht, dass es sich nicht um möglichst naturgetreue, sondern um spielzeughafte Nachbildungen dieser Tiere handelt. Das Karussell wird somit zunächst vordergründig als ein typischer Bestandteil eines Jahrmarktes, der allein der Belustigung, aber auch der Illusionserzeugung der Kinder dient, wahrgenommen. So richtet sich die Aufmerksamkeit des Betrachters auch auf die Kinder. Exemplarisch werden zunächst „ein kleines blaues Mädchen“ (Vers 11), das auf dem Hirsch reitet, und „ein Junge“ (Vers 12) , der „sich mit der kleinen heißen Hand“ (Vers 13) auf dem Löwen festhält, genannt. Aber auch andere Mädchen werden in Vers 17 genannt. Sie sind „diesem
Pferdesprunge / fast schon entwachsen“ (Vers 17/18) und erscheinen auf
diesem Kinderkarussell etwas deplaziert.
Die Welten der Kindheit und des Erwachsenseins treffen hier zusammen.
Zugleich wird dem Betrachter die rasche Vergänglichkeit der Kindheit
bewußt. Die fast schon erwachsenen Mädchen versuchen, sich mit
Hilfe des Karussells einen Teil ihrer Kindheit zu bewahren; vielleicht
sehnen sie sich in die schönen, unbeschwerten Tage ihrer Kindheit
zurück und wollen noch nicht erwachsen sein.
Doch ebensowenig wie diese Mädchen die Kreisbewegung des Karussells aufhalten und das Ende der Fahrt verhindern können („und das geht hin und eilt sich, daß es endet“ , Vers 21), sind sie in der Lage, das Ende ihrer Kindheit abzuwenden. Ja, je älter man wird, umso schneller scheint die Zeit an einem vorüberzufliegen. So nimmt auch die Kreisbewegung des Karussells in unserem Gedicht ständig zu: nachvollziehbar wird diese Geschwindigkeitssteigerung an der immer rascher wieder auftauchenden Figur des weißen Elefanten. Zum erstenmal wird er nach sieben Versen erwähnt ( „Und dann und wann ein weißer Elefant“ , Vers 8). Beim zweitenmal braucht es nur noch sechs Verse, um ihn wiederkehren zu lassen (Vers 15) und zuletzt erscheint er schon nach vier Versen wieder Die rasant sich steigernde Geschwindigkeit des Karussells zeigt sich besonders auch in der gesamten letzten Strophe. Konnte der Betrachter bisher die Einzelheiten deutlich erkennen und unterscheiden, so ist dies nunmehr unmöglich geworden. Die Bilder verwischen, werden ungegenständlicher, schließlich sogar abstrakt („Ein Rot, ein Grün, ein Grau vorbeigesendet“, Vers 23). Im letzten Vers schließlich wird die ganze Drehbewegung des Karussells
in einem einzigen Bild zusammengefaßt, das zugleich Schlüssel
zum tieferen Verständnis des Gedichts ist: das Karussell bedeutet
„atemloses, blindes Spiel“ (Vers 27).
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