Naturalismus  (1880 - 1900)

 
a) Das Programm

möglichst getreue Wiedergabe der Natur, geprägt durch exakte Beschreibungen 
Die Naturwissenschaften als Grundlage aufgrund naturwissenschaftlicher Erfolge, Verdrängung des Metaphysischen (»Kunst = Natur - x«, Arno Holz) 
Hang zum »Modernen« (beschrieben in den Kritischen Waffengängen (Hart)) 
Gesellschaftskritik, Aufruf zu Humanität und Toleranz, Interesse am Sozialismus, aber mehr aus Solidarität mit dem Proletariat und den verbotenen Parteien 


b) Historischer Hintergrund

große Fortschritte in der Wissenschaft, u.a. Erfindung der Schallplatte (1887), der Dampfturbine (1884) und des Dieselmotors (1893) 
Bismarcks Sozialistengesetz (1878) und Sozialgesetzgebung (1883-89) 


c) Literarische Formen

experimentelle Prosa, geprägt durch Dialekt und Alltagssprache, exakte Erfassung von Mienenspiel und feinsten Bewegungen, Zeitdeckung, Sekundenstil 
ausführliche Regieanweisungen über Pausen, Sprechtempo, Lautstärke beim Drama 
Revolution der Lyrik (Holz), äußerlich Zentrierung der Verse auf eine gedachte Mittelachse, mitunter satirisch, grotesk 


d) Vertreter

Arno Holz und Johannes Schlaf (Erzählskizzen Der erste Schultag, Ein Tod und der den Naturalismus 
                                                       einleitende Papa Hamlet, Dramolett über eine Berliner Kleinbürgerfamilie 
                                                       Die Familie Selicke, 
                                                       der Revolution der Lyrik entsprechende Gedichtsammlung Phantasus) 

Gerhart Hauptmann    (bedeutendster Vertreter des Naturalismus, novellistische Studie Bahnwärter Thiel, 
                                      Dramen Vor Sonnenaufgang (Industrialisierung), Einsame Menschen, 
                                      Die Weber (Weberaufstand 1844), Der Biberpelz (kleinbürgerliche Diebin), 
                                      Die Ratten, Vor Sonnenuntergang, Traum- und Märchendichtungen Hanneles 
                                      Himmelfahrt mit romantischen Zügen, Die versunkene Glocke, 
                                      die neuklassische Atriden-Tetralogie, Autobiographie Griechischer Frühling) 

Max Halbe, 

Heinrich und Julius Hart (Kritische Waffengänge), 

Michael Georg Conrad (Zeitschrift Die Gesellschaft)