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Die schönsten deutschen
Heimatsagen
Der starke Zwerg auf dem Kyffhäuser
In Sondershausen lebte vor vielen Jahren ein Müller namens Lau,
der die Wippermühle von der Stadt gepachtet hatte. Er war ein großer,
kräftiger Mann, stark wie ein Bär, und hatte am Hofe zu Potsdam
bei den langen Grenadieren gedient.
Einmal fuhr Lau mit seinem Mühlknappen nach dem Kyffhäuser,
um sich einen Mühlstein zu holen. Er selbst stieg einen Fußsteig
hinan und ließ den Knecht auf dem Fahrweg nachkommen. Die Sonne war
schon untergegangen, als er oben bei dem alten Turm anlangte. Da stolzierte
auf einmal ein dicker, stämmiger Zwerg hinter dem Turm den Berg herauf,
zeigte dem Müller eine Höhle, die kaum groß genug war,
einen Dachs aufzunehmen, und verlangte, daß er sich da in die Höhle
hineinarbeiten und ihm helfen solle, einen Stein loszubrechen, der sie
beide glücklich machen werde.
Der Müller aber hatte keine Lust dazu und schlug das Ansinnen
ab.
Da wurde der Zwerg grob und fing an zu schimpfen und zu drohen. Doch
der Müller war nicht faul und knallte dem Wicht eins hinter die Ohren.
Der Knirps aber hängte sich dem Manne wie ein Bleiklumpen an den Hals
und warf ihn auf die Erde, daß ihm alle Rippen krachten. Der Müller
kriegte den Kleinen zwar wieder herum, aber der Zwerg umfaßte ihn
wie eine Kneifzange und zwickte ihn derart, daß er laut aufschreien
mußte. Es gab eine Rauferei, wie sie der Müller noch nie mitgemacht
hatte, bis er schließlich ganz ermattet war.
Da kam gerade noch zur rechten Zeit der Mühlknappe herbei. Dieser
schlug mit seinem Stock auf den Angreifer los, daß die Splitter flogen.
Nun erst ließ der Zwerg von dem Müller ab und verschwand wie
ein Regenwurm in einem Loch, das kaum eine Spanne groß war. Dem Müller
taten alle Glieder weh, und er war am ganzen Leib voll blauer Flecken.
Noch mehr ärgerte ihn aber, daß er, der bärenstarke Mann,
dem kleinen Knirps fast unterlegen wäre; aber was war zu machen?
Er lud mit seinem Knappen den Mühlstein auf und fuhr heim. Der
starke Zwerg aber war seither nicht mehr zu sehen.
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