Realismus   (1840 - 1897)


 
 

 

1. Vorwort:

Der Realismus ist als Stil- und Schreibform nicht an eine bestimmte Zeit oder Epoche gebunden. 
Bereits Platon und Aristoteles versuchten die „Mimesis“ (Nachahmung der Natur in der künstlerischen Gestaltung) 
als eine Möglichkeit zu einer höheren Wahrheitserkenntnis zu benutzen. 

Im 18 Jahrhundert bestimmte die Literatur ein solches Streben nach Wirklichkeit und verlangte damit die Übereinstimmung 
vom Erzählten zum Lauf der Natur.
Erst im 19 Jahrhundert wurde der Begriff  Realismus  prägend für eine ganze Literaturepoche. 
Es bildeten sich drei Bezeichnung des Realismus: 
 

a) Poetischer Realismus                 ( Betonung auf dem literarischen  Hintergrund)
 

b) Programmatischer Realismus     ( triviale Werke, die sich an theoretischen Aussagen dieser Zeit  orientierten)
 

c) Bürgerlicher Realismus               (bezeichnet die Gesamtepoche mit all  ihren Spielarten und Facetten)
 
 

2. Historischer Hintergrund:

Die Revolutionen in Europa um 1848

Am Beginn des Realismus gab es in fast jedem europäischen Staat Aufstände der Bevölkerung. 
Stark betroffen waren Frankreich, Deutschland und Österreich. 
Im Februar 1848 wurde in Paris der “Bürgerkönig” Ludwig Philipp durch einen Aufstand gestürzt. 
Anlass für diesen Aufstand des Kleinbürgertums und der Arbeiter waren die Wirtschaftskrise und die Forderung 
nach einem Wahlrecht für alle. Vor diesem Aufstand war es nur den Adeligen und den Wohlhabenden gestattet mitzuwählen. 
Ende Februar rief die provisorische Regierung die 2. Republik aus. 

Auch in Österreich besaß ein Großteil der Bevölkerung kein Wahl- und Mitspracherecht. 
Auch hier kam es zu einer Revolution. Klemens Lothar Fürst von Metternich hatte Schuld an dieser untragbaren politischen Situation. Durch einen Aufstand der Bürger gelang es, Fürst Metternich im März 1848 zu putschen. 
Kaiser Ferdinand richtete eine liberale Regierung ein, die eine neue Verfassung ausarbeitete. 
Doch auch diese neue Verfassung gestattete den Bürgern nicht, an Wahlen teilzunehmen (Zensurwahlrecht) . 
Die neue Verfassung wurde nicht anerkannt. In der “Sturmpetition” forderten die Bürger und Arbeiter das Wahlrecht für Männer. Auf Grund der labilen innenpolitischen Situation stimmte Kaiser Ferdinand sofort zu. 
Im Juli 1848 trat erstmals der erste öffentlich gewählte Reichstag zusammen. Dieser beschloss einige Veränderungen: 
Alle Bürger haben Anteil an der öffentlichen Verwaltung und Gesetzgebung, Pressefreiheit, verhältnismäßig gleiche Besteuerung der Stände.
 

Kriege in Europa

1862 übernahm der deutsche Ministerpräsident Otto von Bismarck die preußische Regierung, um Preußen zur Großmacht zu machen. Es kam zum Krieg mit Dänemark, wo Preußen und Österreich noch Seite an Seite kämpften. 
Nach dem Kriegsende trat Dänemark die Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg an Österreich und Preußen ab. 
Die Verwaltung der Ländereien wurde unter Österreich und Preußen aufgeteilt. 
Doch bald kam es zu einem Konflikt zwischen den beiden Staaten. 
Bismarck wollte die alleinige politische Führung über Schleswig und Holstein erlangen. 
Darum ließ er 1866 preußische Truppen in Böhmen (damals Österreich) einmarschieren und gewann die Schlacht bei Königgrätz. Österreich akzeptierte die Annektierung,  und so kam es kurz darauf zur Gründung des Norddeutschen Bundes, dessen erster Bundeskanzler Otto von Bismarck war.

Aber auch gegen Frankreich führte Deutschland Krieg (zwischen 1870 - 1871). 
Frankreich verlor den Krieg und musste Elsaß und Lothringen an Deutschland abgeben. 
Bald war Deutschland eine Großmacht mit 41 Mio. Einwohnern.
 

Kolonialisierung des Ostens

Geschwächt durch den verlorenen Krieg, versuchte Frankreich durch Erwerbung neuer Kolonien sein Ansehen in der Welt zu verbessern. 
Wichtigste Errungenschaft dieser Zeit war die Errichtung des Suez-Kanals. 
Die Engländer  kolonialisierten Ägypten und später den Sudan.
Ab 1880 begann fast jedes europäische Land, Teile Afrikas zu besetzen.
Auch Russland begann immer weiter in den  Osten vorzudringen. 
1854 schließt Japan einen Handelsvertrag mit den USA ab. 
Die Japaner orientieren sich an der westlichen Welt, um die Wirtschaft zu verbessern. Durch die ungeheure Arbeitskraft dieses Volkes setzte bald  eine “moderne Industrialisierung" ein.
 
 
 

3. Grundlagen:
 

Der Realismus versuchte sich in den Anfängen mit der Dichtung früher Epochen (Klassik, Romantik, Vormärz) auseinander zu setzen dennoch sollte sich die Art des Sreibstils von anderen Epochen  abgrenzen. 
Trotzdem kann man bei vielen Werken des Realismus auch Beeinflussung durch diese Erkennen. 
Der Realismus beschäftigt sich im wesentlichen mit der objektiven Betrachtung und der sachgenauen Darstellung 
der Wirklichkeit 
Der Realismus ist kaum auf eine politische Veränderung bedacht - mehr auf die unveränderbare Unzulänglichkeit 
der Menschen.
 
 

4. Literaturformen:
 

Die typischen Literturformen des Realismus´ sind  Romane und Novellen, es gibt aber auch realistische Gedichte.
 
 

5. Vertreter
 

Name                                            Beispiele realistischer Werke

Christian Friedrich Hebbel        Judith  (1841)
                                                      Maria Magdalena  (1844)
                                                      Herodes und Mariamne  (1850)
                                                      Agnes Bernauer  (1855)
                                                      Gyges und sein Ring (1865)
 

Friedrich Nietzsche                    Also sprach Zarathustra (1883-1891)

Otto Ludwig                                Zwischen Himmel und Erde
 

Paul Heyes                                  L´Arrabbiata

Jeremias  Gotthelf                      Der Bauernspiegel (1837)
                                                    Die Schwarze Spinne (1842)
                                                    Wie Uli der Knecht glücklich wird (1843)
                                                    Uli der Pächter (1843)

Gottfried Keller                           Der grüne Heinrich (1854)
                                                     Die Leute von Seldwyla (1856)
                                                     Romeo und Julia auf dem Dorfe
                                                     Abendlied   (Sinngedicht)

Conrad Ferdinand Meyer            Der Heilige
                                                     Die Richterin
                                                     Jenatsch
                                                      Das Amulett
                                                      Plautus im Nonnen Kloster

Gustav Freytag                           Soll und haben

Theodor Strom                            Immensee
                                                      Viola tricolor
                                                      Aquis submersus
                                                      Der Schimmelreiter
                                                      Hyazinthen
                                                      Die Stadt
                                                      Meeresstrand

Wilhelm Raabe                            Die Chronik der Sperlingsgasse
                                                      Der Hungerpastor
                                                      Abu Telfan
                                                      Der Südderump
                                                      Horaker und Stopfkuchen
                                                      Eine See- und Mordgeschichte
                                                      Die Schwarze Galeere

Theodor Fontane                         IrrungenWirrungen
                                                      Effi Briest
                                                      Der Stechlin

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