1. Vorwort:
Der Realismus ist als Stil- und Schreibform nicht an eine bestimmte
Zeit oder Epoche gebunden.
Bereits Platon und Aristoteles versuchten die „Mimesis“ (Nachahmung
der Natur in der künstlerischen Gestaltung)
als eine Möglichkeit zu einer höheren Wahrheitserkenntnis
zu benutzen.
Im 18 Jahrhundert bestimmte die Literatur ein solches Streben nach Wirklichkeit
und verlangte damit die Übereinstimmung
vom Erzählten zum Lauf der Natur.
Erst im 19 Jahrhundert wurde der Begriff Realismus prägend
für eine ganze Literaturepoche.
Es bildeten sich drei Bezeichnung des Realismus:
a) Poetischer Realismus
( Betonung auf dem literarischen Hintergrund)
b) Programmatischer Realismus ( triviale
Werke, die sich an theoretischen Aussagen dieser Zeit orientierten)
c) Bürgerlicher Realismus
(bezeichnet die Gesamtepoche mit all ihren Spielarten und Facetten)
2. Historischer
Hintergrund:
Die Revolutionen in Europa um 1848
Am Beginn des Realismus gab es in fast jedem europäischen Staat
Aufstände der Bevölkerung.
Stark betroffen waren Frankreich, Deutschland und Österreich.
Im Februar 1848 wurde in Paris der “Bürgerkönig” Ludwig Philipp
durch einen Aufstand gestürzt.
Anlass für diesen Aufstand des Kleinbürgertums und der Arbeiter
waren die Wirtschaftskrise und die Forderung
nach einem Wahlrecht für alle. Vor diesem Aufstand war es nur
den Adeligen und den Wohlhabenden gestattet mitzuwählen.
Ende Februar rief die provisorische Regierung die 2. Republik aus.
Auch in Österreich besaß ein Großteil der Bevölkerung
kein Wahl- und Mitspracherecht.
Auch hier kam es zu einer Revolution. Klemens Lothar Fürst von
Metternich hatte Schuld an dieser untragbaren politischen Situation. Durch
einen Aufstand der Bürger gelang es, Fürst Metternich im März
1848 zu putschen.
Kaiser Ferdinand richtete eine liberale Regierung ein, die eine neue
Verfassung ausarbeitete.
Doch auch diese neue Verfassung gestattete den Bürgern nicht,
an Wahlen teilzunehmen (Zensurwahlrecht) .
Die neue Verfassung wurde nicht anerkannt. In der “Sturmpetition” forderten
die Bürger und Arbeiter das Wahlrecht für Männer. Auf Grund
der labilen innenpolitischen Situation stimmte Kaiser Ferdinand sofort
zu.
Im Juli 1848 trat erstmals der erste öffentlich gewählte
Reichstag zusammen. Dieser beschloss einige Veränderungen:
Alle Bürger haben Anteil an der öffentlichen Verwaltung und
Gesetzgebung, Pressefreiheit, verhältnismäßig gleiche Besteuerung
der Stände.
Kriege in Europa
1862 übernahm der deutsche Ministerpräsident Otto von Bismarck
die preußische Regierung, um Preußen zur Großmacht zu
machen. Es kam zum Krieg mit Dänemark, wo Preußen und Österreich
noch Seite an Seite kämpften.
Nach dem Kriegsende trat Dänemark die Herzogtümer Schleswig,
Holstein und Lauenburg an Österreich und Preußen ab.
Die Verwaltung der Ländereien wurde unter Österreich und
Preußen aufgeteilt.
Doch bald kam es zu einem Konflikt zwischen den beiden Staaten.
Bismarck wollte die alleinige politische Führung über Schleswig
und Holstein erlangen.
Darum ließ er 1866 preußische Truppen in Böhmen (damals
Österreich) einmarschieren und gewann die Schlacht bei Königgrätz.
Österreich akzeptierte die Annektierung, und so kam es kurz
darauf zur Gründung des Norddeutschen Bundes, dessen erster Bundeskanzler
Otto von Bismarck war.
Aber auch gegen Frankreich führte Deutschland Krieg (zwischen 1870
- 1871).
Frankreich verlor den Krieg und musste Elsaß und Lothringen an
Deutschland abgeben.
Bald war Deutschland eine Großmacht mit 41 Mio. Einwohnern.
Kolonialisierung des Ostens
Geschwächt durch den verlorenen Krieg, versuchte Frankreich durch
Erwerbung neuer Kolonien sein Ansehen in der Welt zu verbessern.
Wichtigste Errungenschaft dieser Zeit war die Errichtung des Suez-Kanals.
Die Engländer kolonialisierten Ägypten und später
den Sudan.
Ab 1880 begann fast jedes europäische Land, Teile Afrikas zu besetzen.
Auch Russland begann immer weiter in den Osten vorzudringen.
1854 schließt Japan einen Handelsvertrag mit den USA ab.
Die Japaner orientieren sich an der westlichen Welt, um die Wirtschaft
zu verbessern. Durch die ungeheure Arbeitskraft dieses Volkes setzte bald
eine “moderne Industrialisierung" ein.
3. Grundlagen:
Der Realismus versuchte sich in den Anfängen mit der Dichtung früher
Epochen (Klassik, Romantik, Vormärz) auseinander zu setzen dennoch
sollte sich die Art des Sreibstils von anderen Epochen abgrenzen.
Trotzdem kann man bei vielen Werken des Realismus auch Beeinflussung
durch diese Erkennen.
Der Realismus beschäftigt sich im wesentlichen mit der objektiven
Betrachtung und der sachgenauen Darstellung
der Wirklichkeit
Der Realismus ist kaum auf eine politische Veränderung bedacht
- mehr auf die unveränderbare Unzulänglichkeit
der Menschen.
4. Literaturformen:
Die typischen Literturformen des Realismus´ sind Romane
und Novellen, es gibt aber auch realistische Gedichte.
5. Vertreter
Name
Beispiele realistischer Werke
Christian Friedrich Hebbel
Judith (1841)
Maria Magdalena (1844)
Herodes und Mariamne (1850)
Agnes Bernauer (1855)
Gyges und sein Ring (1865)
Friedrich Nietzsche
Also sprach Zarathustra (1883-1891)
Otto Ludwig
Zwischen Himmel und Erde
Paul Heyes
L´Arrabbiata
Jeremias Gotthelf
Der Bauernspiegel (1837)
Die Schwarze Spinne (1842)
Wie Uli der Knecht glücklich wird
(1843)
Uli der Pächter (1843)
Gottfried Keller
Der grüne Heinrich (1854)
Die Leute von Seldwyla (1856)
Romeo und Julia auf dem Dorfe
Abendlied
(Sinngedicht)
Conrad Ferdinand Meyer
Der Heilige
Die Richterin
Jenatsch
Das Amulett
Plautus im Nonnen Kloster
Gustav Freytag
Soll und haben
Theodor Strom
Immensee
Viola tricolor
Aquis submersus
Der Schimmelreiter
Hyazinthen
Die Stadt
Meeresstrand
Wilhelm Raabe
Die Chronik der Sperlingsgasse
Der Hungerpastor
Abu Telfan
Der Südderump
Horaker und Stopfkuchen
Eine See- und Mordgeschichte
Die Schwarze Galeere
Theodor Fontane
IrrungenWirrungen
Effi Briest
Der Stechlin
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